Reiseübelkeit: 10 Tricks gegen die Übelkeit im Auto, Flugzeug oder Schiff

Etwa der Hälfte der Deutschen ist beim Reisen oder Autofahren schon mal flau im Magen geworden. Reiseübelkeit ist eine Reaktion des Körpers auf Sinneseindrücke, die das Gehirn als Widerspruch wahrnimmt und nicht korrekt einordnen kann. Die Folge: Übelkeit, Schwindel, Blässe und Erbrechen. Mit einfachen Maßnahmen lassen sich die unangenehmen Begleiterscheinungen aber meist verhindern.

Wie Reiseübelkeit entsteht

Im Körper sorgen drei Systeme dafür, dass wir unsere Lage im Raum wahrnehmen: das Gleichgewichtsorgan im Innenohr, die Augen und sogenannte Propriozeptoren in Muskeln und Gelenken. Normalerweise arbeiten sie synchron.

Auf Reisen können diese Informationen jedoch aus dem Gleichgewicht geraten. Das ist zum Beispiel beim Lesen im Auto oder bei starkem Wellengang auf einem Schiff der Fall. Während die Augen Stillstand melden, registriert das Innenohr Bewegung. Das Gehirn wiederum interpretiert diesen Konflikt wie ein Warnsignal und aktiviert das Brechzentrum.

Typische Symptome

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Blässe, kalter Schweiß
  • Schwindel und Kopfschmerzen
  • Gähnen, Appetitlosigkeit, Benommenheit

Die Beschwerden treten häufig bei Fahrten im Auto, Bus, Flugzeug oder auf dem Wasser auf. Bei längeren Reisen gewöhnt sich der Körper meist nach einiger Zeit an die Reize.

Besonders Kinder im Alter von zwei bis zwölf Jahren, (schwangere) Frauen und Personen mit Migräneanfälligkeit neigen häufiger zu Reiseübelkeit. Ab etwa dem 50. Lebensjahr nimmt die Empfindlichkeit ab, weil das Gehirn sensorische Reize langsamer verarbeitet und widersprüchliche Bewegungsinformationen dämpft.

10 Tricks gegen Reiseübelkeit

1. Kluge Sitzplatzwahl

Auf Reisen hat die Platzwahl großen Einfluss für Personen, die eine Anfälligkeit für Reiseübelkeit haben. Im Auto hilft der Beifahrersitz, im Bus Plätze vor der Achse. Im Flugzeug wackeln die mittigen Sitze direkt über den Tragflächen am wenigsten. Auch auf dem Schiff ist die Mitte am ruhigsten. Der Blick sollte stets in Fahrtrichtung und möglichst auf den Horizont gerichtet werden. Wer sich in der Lage fühlt, kann auch selbst Autofahren.

2. 100-Hertz-Ton gegen Reiseübelkeit

Eine aktuelle Studie der japanischen Universität Nagoya ließ Testpersonen eine Minute lang einen tiefen Ton von 100 Hertz hören. Die Vibration sollte das Gleichgewichtsorgan anregen und für mehr Stabilität im Innenohr sorgen. Mit positivem Ergebnis: Die Versuchsteilnehmer beklagten sich weniger über Reiseübelkeit. Der Effekt ist zwar noch Gegenstand weiterer Forschung, ist jedoch vielversprechend. Am besten wird der Ton kurz vor Fahrtbeginn über Kopfhörer abgespielt.

3. Ingwer gegen Übelkeit

Dass Ingwer bei flauen Magen hilft, ist längst kein Geheimtipp mehr. Die in der Knolle enthalten Gingerole beruhigen das Brechzentrum und wirken so nachweislich gegen Übelkeit. Ob als hochdosierte Kapseln oder frisch in heißem Wasser als Aufguss, mit der Einnahme von Ingwer sollte bereits ein paar Tage vor der Reise begonnen werden.

4. Leichte, histaminarme Mahlzeiten

Ein voller Magen reagiert empfindlicher auf Bewegungsreize. Vor und während der Fahrt ist daher leichte, kohlenhydratreiche Kost wie Zwieback oder Apfelstücke zu bevorzugen. Üppige Mahlzeiten, Alkohol oder Kaffee belasten das Verdauungssystem und können die Reiseübelkeit verstärken.

5. Kaubewegungen

Kauen regt die Verdauung an und kann Brechreiz abschwächen. Kaugummi, Möhren oder Äpfel sind daher einfache und wirksame Helfer, um das Rumoren im Magen zu beruhigen. Im Flugzeug gleichen sie zudem den Druck aus.

6. Frischluft & Pausen

Wem schnell übel wird, sollte auf gute Belüftung achten. Frische Luft und kurze Bewegungseinheiten während der Reise unterbrechen das Reizmuster und können meist gut Linderung bringen. Beim Autofahren sollte daher regelmäßig das Fenster geöffnet und eine Pause im Freien eingelegt werden. Auf dem Rastplatz oder an der Tankstelle sind Parkplätze so zu wählen, dass Benzingerüche gemieden werden können.

7. Kopf aufrecht halten oder hinlegen

Egal ob Auto, Zug, Bahn oder Schiff, bei Reiseübelkeit sitzt man am besten aufrecht und schaut nach vorne. Lesen, Nachrichten tippen oder Filme anschauen verschlimmert die Übelkeit meist. Auch Rückwärtsfahren wird schlechter vertragen. Wer sich bereits unwohl fühlt, kann versuchen, die Augen zu schließen und sich hinzulegen. Das dämmt die Reize und entlastet das Gleichgewichtssystem.

8. Ablenkung & positive Reize

Auch Ablenkung kann helfen, die Reiseübelkeit zu dämpfen. Musik über Kopfhörer oder ein vertrautes Hörspiel können Entspannung bringen. Atemübungen, leises Mitsingen oder einfach das Beobachten der Umgebung können den Fokus vom Unwohlsein weglenken. Für Kinder eignen sich kleine Rätselfragen oder das Aufzählen von Dingen, die man draußen sieht.

9. Akupressur

Akupressur ist eine sanfte Drucktherapie der traditionellen chinesischen Medizin. Auch bei Reiseübelkeit kann sie eingesetzt werden. Dafür massiert man mit den Händen gezielt einen Akupunkturpunkt. Der sogenannte Nei-Kuan- oder P6-Punkt liegt etwa zwei Fingerbreit genau zwischen zwei gut fühlbaren Sehnen unterhalb der Handgelenksfalte. Sanfter Druck mit dem Daumen oder ein Akupressurband aus der Apotheke aktiviert ihn und hilft manchen Personen, das Übelkeitsgefühl zu verringern.

10. Medikamente gegen Reiseübelkeit

Zur medikamentösen Vorbeugung von Reiseübelkeit haben sich Dimenhydrinat und Cinnarizin bewährt. Sie beruhigen das Nervensystem und wirken gegen Übelkeit, können jedoch als Nebenwirkung müde machen. Bei längeren Reisen bietet das Scopolamin-Pflaster bis zu 72 Stunden Schutz und wird 4 bis 6 Stunden vor Reisebeginn dezent hinter das Ohr geklebt. Alle drei Präparate sind verschreibungspflichtig.

nach oben